Zugang für weitere Berufsgruppen, mehr Karrieremöglichkeiten und eine auskömmliche Finanzierung
Rhein-Berg / Oberberg: Die Kita könnte gemeinsam von einer pädagogischen und einer betriebswirtschaftlichen Fachkraft geleitet werden, in der Einrichtung könnte sich ein Sekretariat um Anmeldungen, um Wäschemanagement oder die Dokumentation rund um den Arbeitsschutz kümmern. Dieses Einsetzen neuer Personengruppen in den Kindertageseinrichtungen ist ein Vorschlag im neuen Konzeptionspapier „Das Kita-System neu denken“ der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Nordrhein-Westfalen. Mit dem am 9. August 2023 veröffentlichten Papier reagiert die AWO auf die aktuelle Kita-Misere, bei der derzeit der Fachkräftemangel den Ansprüchen an die Qualität der Bildung und pädagogischen Arbeit in den Kitas entgegensteht.
Konzept unter Mitwirkung der AWO in Rhein-Oberberg
Das innovative Konzeptionspapier wird landesweit von den AWO-Kreisverbänden mitgetragen. An seiner Erstellung mitgewirkt hatte unter anderem Sylvia Streb, Fachberatung für die oberbergischen Tageseinrichtungen für Kinder der AWO in Rhein-Oberberg. „Wie viele Träger in NRW stehen wir vor der wachsenden Herausforderung, qualifiziertes pädagogisches Personal zu finden“, sagt Fachberaterin Streb.
Einen personellen Puffer zu schaffen, um Ausfallzeiten zu kompensieren, erweise sich als zunehmend schwierig. „Drohende eingeschränkte Betreuungszeiten werden landesweit zur zunehmenden Herausforderung für Eltern, Kinder und pädagogisches Personal.“ Ein Implementieren weiterer Berufsgruppen ermögliche dem pädagogisch ausgebildeten Personal, sich verstärkt der Kernaufgabe zu widmen – nämlich der Bildung und Förderung von Kindern, so Streb.
In Nordrhein-Westfalen gibt es 840 AWO-Kindertageseinrichtungen: Davon stehen 44 in Trägerschaft des AWO Kreisverbands Rhein-Oberberg, in ihnen werden insgesamt etwa 1200 Kinder betreut. Landesweit sieht die AWO die Qualität der Bildungsarbeit gefährdet, und dort, wo die Ansprüche der Fachkräfte an ihre eigene Arbeit nicht mehr erfüllt werden können, eine sinkende Arbeitszufriedenheit.
Möglichkeiten für Karriere und Spezialisierung
Das Konzeptionspapier schlägt daher unter anderem vor, die Karriere- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Fachkräfte weiter zu erhöhen. „Vorstellbar sind zu Beispiel spezialisierte Ausbildungen zur Fachkraft für Inklusion, für Partizipation oder den MINT-Bereich“, erklärt Fachberaterin Sylvia Streb.
„Das Sicherstellen einer hohen pädagogischen Qualität steht für uns an erster Stelle“, betont auch Sarah Gebauer, Fachberatung für die rheinisch-bergischen Tageseinrichtungen für Kinder der AWO in Rhein-Oberberg. „Um den Rechtsanspruch der Kinder auf eine frühkindliche Bildung zu gewährleisten, haben wir mit der Implementierung neuer Personengruppen in das Personalsystem der Kita angefangen, zukunftsfähig zu denken.
Innerhalb von Modellvorhaben wollen wir diese innovativen Ansätze erproben und evaluieren. Uns fehlen bislang jedoch die dafür notwendigen rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen“, ergänzt sie.